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Der Bund, 25. Oktober 2001
Vor 50 Jahren: Für eine KVA in Bern
Gelesen im "Bund" vom 27. 10. 1951


"Der Stadtberner Stimmbürger hat am Wochenende ausser zu den Nationalratswahlen auch zu sieben städtischen Vorlagen Stellung zu nehmen, von denen einige von sehr grosser Bedeutung und auch von finanzieller Tragweite sind, insbesondere jene über die Erstellung einer Kehrichtverbrennungsanlage.

Bekanntlich will Witzwil den ,Ghüder' von Bern nicht mehr abnehmen, der nun einige Jahrzehnte lang, sechs Eisenbahnwagen täglich, dorthin spediert werden konnte. Es wird geltend gemacht, der Stadtkehricht habe den Boden von Witzwil verdorben, gewisse Kulturen würden Schaden nehmen und die Sortierung des stinkenden und staubenden Kehrichts durch die Gefangenen sei eines modernen Strafvollzuges nicht mehr würdig. Also muss Bern sich auf eine neue Methode der Kehrichtvernichtung besinnen, und damit die nötigen Vorarbeiten mit Umsicht getan werden konnten, ist die Kündigung von Witzwil hinausgeschoben worden. Nun schlagen der Gemeinderat und der Stadtrat vor, eine Kehrichtverbrennungsanstalt zu errichten, wie sie heute ähnlich in Zürich und Basel funktioniert.

Wir selbst haben den hygienischen Betrieb in der Züricher Verbrennungsanstalt seinerzeit mit der Geschäftsprüfungskommission besichtigt und den besten Eindruck gewonnen. Auch bei der Verbrennung geht der Kehricht nicht in eitel Rauch auf, sondern es wird ein Wert fabriziert - Wärme - der 5000 Tonnen Kohle entspricht, die dann nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden müssen. Für diese Wärme wird das Inselspital garantiert mindestens 240 000 Franken jährlich zahlen, so dass mit einigen weiteren Anschlüssen wenigstens die Betriebskosten durch den Wärmeverkauf gedeckt werden. Wie hingegen beim Kompostierungsverfahren der Humus abgenommen würde, das ist höchst zweifelhaft. Der Berner Stadtkompost mit all seinen Schlacken, Asche, Nägeln und Scherben ist nicht beliebt. Damit fällt aber auch die ganze finanzielle Grundlage des Kompostierungsverfahrens dahin. Der Stimmbürger wird sich daher durch die Kosten - hier 12, dort 4 bis 5 Millionen, letzteres eine sehr umstrittene Zahl - nicht blenden lassen und ist wohl beraten, wenn er der Vorlage über die erprobte, bewährte und wohlfundierte Verbrennungsanlage zustimmt."

P. S.: In der Gemeindeabstimmung vom 28. Oktober 1951 wurde der Kredit für den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage bei einer Stimmbeteiligung von 71 Prozent mit 21 925 Ja gegen 8923 Nein gutgeheissen.

hus.


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04.12.2001