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Berner Zeitung, 15.04.00
Abfallstatistik: Die Bauabfälle nehmen stark zu

Die brennbaren Abfälle haben im Kanton Bern 1999 um 5,6 Prozent zugenommen. Damit produzieren Bernerinnen und Berner wieder so viel Abfall wie 1990. Am stärksten zugenommen haben die Bauabfälle.

*Otto Hostettler
Wie die Konjunktur so der Abfall: 1999 fielen im Kanton Bern total 355 400 Tonnen brennbare Abfälle an, 5,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 312 100 Tonnen waren Siedlungsabfälle und 43 000 Tonnen waren Bauabfälle. Während der Siedlungsabfall um 4,8 Prozent zunahm, steigerte sich der Bauabfall um 11,9 Prozent, wie einer Mitteilung des Amtes für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft zu entnehmen ist. Die Steigerung der brennbaren Abfälle liegt damit praktisch im Schweizerische Durchschnitt von 5,7 Prozent.

Zugenommen haben die Abfallmengen allerdings nicht auf Kosten der Separatsammlungen. Der Anteil getrennt gesammelter Abfälle (Papier, Glas, Metalle, Grünabfälle) stieg im Kanton Bern 1999 wieder an, nachdem er in den letzten Jahren konstant geblieben war. Der Anteil der getrennt gesammelten Abfälle (gemessen an den gesamten Siedlungsabfällen) liegt heute bei 43 Prozent.

Umgerechnet auf die Einwohnerinnen und Einwohner ergeben die Siedlungsabfälle heute eine jährliche Pro-Kopf-Menge von 227 Kilogramm. (+3,7 Prozent). Bernerinnen und Berner produzierten zudem durchschnittlich 173 Kilogramm separat gesammelte Abfälle (+12 Prozent). Grünabfälle haben mit 19 Prozent am stärksten zugenommen, Metalle um 13 Prozent, Altpapier um 9 Prozent und Glas um 5 Prozent.

Gestiegener Konsum
Die Gründe für das weitere Anwachsen des Abfallberges liegen hauptsächlich in der guten Wirtschaftslage und dem gestiegenen Konsum. Jacques Ganguin, zuständiger Abteilungsleiter im Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft, weist dabei auf die Zunahme der Baustellen hin: "Es geht den Leuten finanziell wieder besser." Also kaufe man wieder vermehrt Produkte. Möbel oder Produkte im Haushalt werden erneuert, ältere, nicht mehr benutzte Möbel oder Haushaltsgegenstände landen schneller im Müll. Ganguin denkt, dass die Wiederverwertung von Gegenständen wieder vermehrt gefördert werden müsse.

Verbrennungsanlagen
Just am Tag vor der gestern veröffentlichten bernischen Abfallstatistik gelangte die AG für Abfallverwertung an die Öffentlichkeit. In einer 12-Punkte-Mitteilung an die Medien liess AVAG-Direktor René Clausen - ähnlich wie der Kanton gestern - verlauten, dass aufgrund von Engpässen in den schweizerischen Verbrennungsanlagen Abfall auf seiner Deponie zwischengelagert werden müsse (siehe Kasten).

Dieser wachsende Abfallberg, so AVAG-Chef Clausen, widerlege "in eindrücklicher Weise die von der Preisüberwachung gemachte Feststellung, wonach eine KVA Thun unnötig sei". Das kantonale Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft doppelt nun mit seiner Abfall-Jahresstatistik zum Fall der geplanten Thuner Anlage in verblüffend ähnlicher Wortwahl nach: "Der derzeitige Entsorgungsnotstand verdeutlicht in krasser Weise ...", wie unsicher die ganze Entsorgung ohne eine Anlage in Thun sei.*

Kehrichtverbrennung: Kanton ortet "Entsorgungsnotstand"

Mit den steigenden Abfallmenge spricht das kantonale Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft von einem "Entsorgungsnotstand", weshalb die Anlage in Thun "nötig" sei. Wegen des Deponieverbots und den zunehmenden Abfallmengen herrsche in der ganzen Schweiz eine "völlige Sättigung" der Verbrennungsanlagen. Trotz der Transporte in andere Kantone könne "bei weitem" nicht aller Kehricht verbrannt werden. Der Abfall müsse deshalb zwischengelagert werden. "Im Kanton Bern müssen zurzeit mehrere tausend Tonnen brennbarer Abfälle abgelagert werden", heisst es in der Pressemitteilung. Was der Kanton aber nicht schreibt: Der grösste Teil dieses Abfalls stammt aus dem Kanton Waadt. Im April und Mai liefert der Kanton Waadt wöchentlich 1100 bis 1200 Tonnen in bernische Deponien. Dazu kommen 250 Tonnen aus dem Freiburger Seebezirk. Aus der Region Bern stammen 250 Tonnen. Nur nebenbei erwähnen die Verantwortlichen des Kantons, dass in Winterthur die aus po-litischen Gründen blockierten Kapazitäten (50 000 Tonnen) bald verfügbar sein könnten und im Herbst in Niederurnen GLeine neue Ofenlinie in Betrieb genommen wird. Kein Wort schreibt der Kanton über die 88 000-Tonnen-Anlage, die voraussichtlich Ende 2001 in Freiburg ihren Betrieb aufnehmen wird. Zudem wird in Hinwil ZH bis nächstes Jahr der stillgelegte Ofen saniert (Kapazität: 42 000 Tonnen). Und die Stadt Zürich überlegt sich sogar, ob die stillgelegte Anlage Josefstrasse wieder in Betrieb genommen werden soll. Erschlossen würde so eine Verbrennungskapazität von 100 000 Tonnen. Mitte 1999 schrieb das Buwal in seiner Publikation "Umweltschutz" zu den Kapazitäten: "Bis Mitte des nächs-ten Jahrzehnts sollten keine gravierenden Engpässe auftreten." Und: "Die Anfang Jahr noch relativ knappen Reserven werden aber noch ausgebaut." Dabei verweist das Buwal ausgerechnet auf Niederurnen und Freiburg.

ohs


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17.04.2000