SBA-THUN
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Berner Zeitung, 31. November 1998, im Wortlaut
Siemens zahlt 20 Millionen an das Thuner SBA-Debakel?

Jetzt ist der Schleier gelüftet, wer wieviel an die gescheiterte Schwelbrennanlage Thun zahlt: Siemens übernimmt 20 Millionen, die Bürger sollen bei der Sackgebühr ungeschoren davonkommen.

*Godi Huber
27,2 Millionen Franken kostete die Planung der Schwelbrennanlage Thun, bis die AG für Abfallverwertung (Avag) im vergangenen Juni die Notbremse zog. Jetzt wird eine kleinere Anlage ohne die vom Siemens-Konzern entwickelte Schwelbrenn-Technik geplant (die BZ berichtete). Doch wer kommt für die Planungsleiche SBA finanziell auf?

Siemens trägt Hauptlast
Mit der Veröffentlichung der Kostenabrechnung trat gestern die Avag Spekulationen entgegen, wonach vorab der Bürger über die Sackgebühr für das millionenteure Debakel aufzukommen habe. Gemäss Darstellung der Avag ist diese Befürchtung nicht gerechtfertigt. Im Gegenteil, den Kunden müssten gar keine Kosten belastet werden. «Es verbleiben der Avag keine Kosten, welche zulasten der Jahresrechnung oder des KVA-Fonds abgeschrieben werden müssen», hält die Avag in der Pressemitteilung fest.

Gerichtskosten inklusive
Wer greift bei der SBA ins Portemonnaie, wenn nicht die Bürger? Laut Avag wurden 0,8 Millionen allgemeine Beratungskosten in den Geschäftsjahren 96-98 abgebucht (siehe Tabelle). 4,2 Millionen bleiben stehen für Arbeiten, die im neuen Projekt unverändert übernommen werden. An die verbleibenden 22,2 Millionen zahle der Bund nichts und der Kanton rund 10 Prozent. Der restliche Betrag, so die Avag weiter, werde durch die mit dem Siemens-Konzern ausgehandelte Abgeltung gedeckt. Den Betrag, den Siemens ins Thuner KVA-Loch steckt, nennt die Avag nicht explizit. Aufgrund der Kostenabrechnung müssen es aber mindestens 20 Millionen Franken sein. Die Avag weist weiter darauf hin, dass in der Kostenabrechnung auch die Gerichtskosten und Eigenleistungen der Avag enthalten seien. Die Vollständigkeit und Richtigkeit der Kostenzusammenstellung habe mit der Arthur Anderson AG eine unabhängige Stelle geprüft. Der Avag-Direktor und SBA-Gesamtprojektleiter René Clausen kommt im Pressecommuniqué zum Schluss, dass es «durch rechtzeitiges Handeln gelungen ist, finanziellen Schaden zu verhindern». Auch die Belastung des Kantons halte sich in Grenzen. Er müsse «dank den erfolgreichen Verhandlungen der Avag-Verantwortlichen» nicht mehr bezahlen, als die Avag-Region in einem Jahr in den Abfallfonds abliefere, loben sich die Avag-Verantwortlichen gleich selbst.

Jubel verfrüht
Für die Bürgerinnen und Bürger der Avag-Region (Berner Oberland, Teile des Emmentals und Aaretals) ist Jubel allerdings verfrüht, solange die Zukunft des zweiten KVA-Projekts unklar ist. Bei einem allfälligen Scheitern wird der Siemens-Konzern nicht mehr als «Sponsor» zur Verfügung stehen.*


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02.11.1998