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Cargo Magazin
Abfall heizt ein

Der über Nacht in den Strassen von Neapel und der Region Kampanien zusammengetragene Abfall wird auf einer Deponie zwischengelagert.

Rifiuti solidi urbani misti da raccolta – Hauskehricht – aus Neapel und Kampanien wird seit April 2001 in Krefeld in Energie umgewandelt. Die Entsorgung auf Distanz hat ihre Logik und benötigt die Logistik der Bahnen.

«Abfall ist ein Gut» – diese Philosophie setzt sich in Italien durch und führt zur kontrollierten Entsorgung von Müll aus Haushalt und Industrie. In der Provinz Kampanien rund um Neapel sind die Kehrichtdeponien längst über das gesetzlich erlaubte Niveau voll – 37 Meter höher als gestattet, erhebt sich beispielsweise in einer Grube der Pegel. Der Bau von Kehrichtverbrennungsanlagen ist zwar ein Thema, doch bis diese in Betrieb stehen, werden noch mehrere Jahre vergehen. Aus der juristischen, politischen und ökologischen Krise entwickelte Trenitalia FS Cargo ein unter den gegebenen Umständen beispielhaftes Entsorgungskonzept. Dieses funktioniert in Zusammenarbeit mit SBB Cargo und DB Cargo seit einem halben Jahr.

Eine Tonne pro Rolle
Der Hauskehricht wird wie bis anhin von Kehrichtequipen in den Gemeinden abgeholt und nun neu an einen von acht Sammelplätzen gefahren. Je nach Höhe des täglich variierenden Aufkommens gelangt der Müll zuerst auf eine Deponie zur Zwischenlagerung oder wird direkt in die Shredderanlage geladen. Diese verkleinert und presst ihn in zylindrische Form. Anschliessend wird die so geformte Rolle automatisch auf einem Drehtisch rundum mit Folie fest umhüllt. Das gibt dem Ballen die nötige Stabilität zum Verlad und dämmt die Geruchsemissionen. Jede der acht Anlagen produziert täglich zwischen 100 und 150 «Ecoballos» mit einem Gewicht von 900 bis 1000 Kilo.

7000 Tonnen pro Woche
Die so dezentral geformten Kehrichtpakete erreichen auf Lastenzügen die zwei Umschlagplätze auf ehemaligen und kontrollierten Deponien. Hier lädt sie ein dazu speziell ausgerüsteter Stapler in geschlossene Eisenbahnwaggons um. Diese werden auf Strassenrollern zu den beiden Bahnhöfen Palma S. Gennaro in der Provinz Neapel und San Nicola Varco in Kampanien befördert und dem Schienennetz übergeben. Das Transportkonzept erzeugt weniger Lastwagenfahrten durch die engen Dorfstrassen und kommt den knappen Platzverhältnissen auf den Lokalbahnhöfen entgegen. Ab den beiden Bahnhöfen fahren die zwei- und vierachsigen gedeckten Schiebewandwagen in Zügen von je 700 Tonnen Bruttogewicht in den riesigen Rangierbahnhof von Marcianise. Dort werden sie zusammengehängt und von zwei Lokomotiven in Doppeltraktion nach Krefeld über Chiasso gezogen. Bereits nach rund 36 Stunden Fahrt – der still vor sich hinstinkende Inhalt beschleunigt überall die Abfertigung! - erreichen die fünf Mal pro Woche verkehrenden Kompositionen Krefeld. Hier wird der Abfall auf unerlaubt beigefügte Elemente kontrolliert und in der Müll- und Klärschlamm-Verbrennungs-Anlage in Fernwärme und Elektrizität umgewandelt.

Zerkleinert, zu Rollen geformt und mit Folie fest umhüllt, erreicht der italienische Hauskehricht im Bahngüterwagen auf dem Strassenroller einer der beiden Verladebahnhöfe.

Von hier erreichen die beiden Wagengruppen den riesigen Rangierbahnhof von Marcianise, wo sie für die Fahrt durch die Alpen zum Ganzzug zusammengefügt werden.

Mehr Verkehr in Sicht
Mit der Kehrichtlogistik aus dem Grossraum Neapel und der Provinz Kampanien beweisen die Verantwortlichen von Trenitalia FS Cargo Kreativität beim Lösen aussergewöhnlicher Herausforderungen und Kompetenz sowie Durchsetzungsvermögen in den operativen Abläufen. Auf der Basis der konstruktiven Zusammenarbeit mit der Produktion von SBB Cargo sind sie daran, von Marcianise nach dem Eurohub Basel und umgekehrt Züge nach dem erfolgreichen Vorbild der Verbindung Bari-Basel aufzugleisen.



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Trenitalia FS Cargo
DB Cargo


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08.04.2002