SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

NZZ Neue Zürcher Zeitung: Donnerstag, 4.6.1998
Die WHO senkt Grenzwert für den Schadstoff Dioxin

In Frankreich mussten drei Kehrichtverbrennungsanlagen geschlossen werden

Genf, 3. Juni. (sda) Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bei einem Treffen in Genf darauf verständigt, die Grenze für die Höchstbelastung des menschlichen Körpers durch das Gift Dioxin herabzusetzen. Dioxin wird von der WHO als krebserregend eingestuft. Die Sicherheitsgrenze für Dioxinkonzentrationen im Körper wird von bisher zehn auf ein bis vier Pikogramm pro Kilogramm Körpergewicht reduziert. Ein Pikogramm ist ein billionstel Gramm. Bereits Dioxinkonzentrationen zwischen zwei und sechs Pikogramm, wie sie in Industrieländern vorkommen, könnten sich auf die menschliche Gesundheit auswirken, teilte die WHO am Mittwoch in Genf weiter mit. An dem Treffen hatten rund 40 Wissenschafter aus 15 Ländern teilgenommen. 1990 hatten sich WHO-Experten darauf geeinigt, die Sicherheitsgrenze für Dioxinkonzentrationen im Körper von bisher vier auf zehn Pikogramm pro Kilogramm Körpergewicht heraufzusetzen, da es angeblich weniger schädlich als bis dahin befürchtet sein sollte.

Das sogenannte Seveso-Gift Dioxin fällt unter anderem als Nebenprodukt bei industriellen Prozessen wie Müllverbrennung an und wird als eines der gefährlichsten Gifte überhaupt angesehen. Es wurde zudem während des Vietnamkriegs als Bestandteil des Entlaubungsmittels «Agent Orange» von der amerikanischen Armee in grösseren Mengen freigesetzt.

In Frankreich kam eine Regierungsstudie im April zum Ergebnis, dass die Müllverbrennungsanlagen des Landes zuviel Dioxin ausstossen. Bereits im Februar waren dort drei Müllverbrennungsanlagen im Norden des Landes geschlossen worden, weil in der Umgebung gefährlich hohe Dioxinwerte in der Milch entdeckt worden waren.


TALK TO US
10.06.1998