SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Thuner Tagblatt 01.03.2001
Pro Regio ist auf Geldsuche

Bis Mitte 2001 entscheidet das Bundesgericht über die KVA Thun. Pro Regio wehrt sich weiterhin gegen das Projekt und lanciert erneut eine Spendensammlung. Bei einer Niederlage müssen rund 50 000 Franken her.

Zur Finanzierung der hängigen Beschwerde gegen die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) vor Bundesgericht wird vom Verein Pro Regio Thun in diesen Tagen erneut eine Spendensammlung lanciert: "Mittels eines Aufrufs soll für die Gerichts- und Anwaltskosten der gegen das Projekt vor Bundesgericht klagenden Beschwerdeführer Geld gesammelt werden", teilte Pro Regio gestern in einer Medienmitteilung mit. Nach Auskunft von Vorstandsmitglied Fredi Flügel muss bei einer Niederlage mit Kosten von rund 50 000 Franken gerechnet werden. Zudem sind bis heute die aufgelaufenen Kos-ten des eigenen Anwalts noch nicht bezahlt. "Die uns vom Verwaltungsgericht aufgebrummten Kosten sind jedoch gedeckt", erläuterte Flügel. Über welche Mittel der Verein zurzeit noch verfügt, wollte Flügel aus "taktischen Gründen" nicht sagen. Pro Regio unterstützt die 300 Beschwerdeführer bei ihrem Gang vors Bundesgericht, um die Prozessrisiken abzufedern.

Warten auf Zahlen
Anhand einer von privater Seite gesponserten Infobroschüre mit Einzahlungsschein, welche an die Einwohner in der Region Thun verteilt wird, listet Pro Regio ihre Argumente gegen den Bau einer KVA auf der Kleinen Allmend in Thun auf.
Die Gegner stellen weiterhin den Bedarf in Frage: Es treffe nicht zu, dass kantonsweit und schweizweit die Abfälle in den letzten Jahren massiv zugenommen hätten. Gemäss Abfallstatis-tik des Buwal verursachte die Schweizer Bevölkerung im Jahre 1995 insgesamt 3,14 Millionen Tonnen Abfall (darin inbegriffen sind Bauabfälle), 1999 waren es insgesamt 3,17 Millionen Tonnen Abfall, was einer Zunahme von einem Prozent entspreche. Mit Spannung erwartet werden die Zahlen des letzten Jahres, dem ersten Jahr nach Inkrafttreten des Deponieverbots für brennbare Abfälle. "Diese Zahlen müssten eigentlich schon vorliegen und sollten vom Bundesgericht auch berücksichtigt werden", meinte Flügel weiter.

Krasse Fehlplanung
Zudem sei der geplante Standort für die KVA Thun inmitten von Wohngebieten eine "krasse Fehlplanung". Die geplante KVA habe eine schwer wiegende Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und eine deutliche Verschlechterung der Luftqualität, insbesondere im Winter, zur Folge. Damit torpediere Thun die eigenen Bemühungen, den Tourismus in der Region anzukurbeln. "Für die Touristen wiegt das nicht so schwer, können sie doch problemlos auf andere Destinationen ausweichen. Die Bevölkerung der Region aber muss Jahrzehnte damit leben", so Pro Regio.

Risiko von Störfällen
Hinzu komme das Risiko von Störfällen in der KVA. Die Argumentation des bernischen Verwaltungsgerichtes, das sei kein Problem, weil die Bevölkerung innert 30 Minuten evakuiert werden könne, sei nicht nur sachlich fragwürdig, "sondern auch reichlich zynisch".
Die überstürzte Planung für die KVA Thun versuche, "Sachzwänge zu schaffen, um eine ökologisch und ökonomisch wenig sinnvolle Lösung gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung und wider alle Vernunft durchzuboxen", schreibt Pro Regio in ihrer gestrigen Mitteilung weiter.

Roland Drenkelforth


TALK TO US
06.02.2000