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Thuner Tagblatt (Freitag, 1. November 2002)
Kehrichtverbrennungsanlage Thun: Pro Regio auf Baustellen-Tour

Pro Regio Thun macht nach längerer Sendepause wieder auf sich aufmerksam: Gestern überreichte der Vorstand anlässlich einer Baustellenführung durch die KVA Thun ein Manifest für Transparenz.

Die gestrige Führung durch die KVA-Baustelle hatte beinahe historischen Wert: 15 Mitglieder des Vereins Pro Regio Thun, der sich jahrelang gegen den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage in Thun gewehrt hat, stülpten sich einen gelben Schutzhelm über und liessen sich von AVAG-Vizedirektor Heiner Straubhaar informieren. Zuerst gings es tief hinunter in die Kellerräume, wo Tanks für Ammoniak und Dieselöl bereitstehen und Dutzende von Wasser- und Stromleitungen verlaufen. Dann gings rund zwanzig Meter hinauf aufs Betriebsgebäude. Dort wird gegenwärtig die Rauchgasreinigungsanlage montiert. «Rund 15 000 Kubikmeter Beton sind bereits verbaut, am Schluss werden es rund 22 000 Kubikmeter sein», erläuterte Straubhaar. Die maximale Gebäudehöhe von 36 Metern ist bereits erreicht, die Überdachung und Verglasung des Gebäudes wird in den nächsten Monaten noch erfolgen. Ebenso das Montieren des 34 Meter hohen Kamins.

Angst vor Schadstoffen
Zuvor hatte Straubhaar die 15 Besucher im Pavillon mit diversen Informationen eingedeckt: 55 Millionen des insgesamt 195 Millionen Franken teuren Bauwerks seien in die Region Thun geflossen. Ende August 2003 seien die Bauarbeiten abgeschlossen, und die Inbetriebnahme könne beginnen. Was die Pro- Regio-Mitglieder interessierte, war jedoch vor allem die Schadstoffbelastung. «Ich glaube schon, dass die Grenzwerte eingehalten werden, aber mit den Jahren wird die Bodenbelastung durch Schwermetalle immer grösser», meinte der Lerchenfelder Hans-Peter Aebi. Dieses Problem habe man aber auch bei der Deponierung von Abfällen, und dort habe man die Giftstoffe weniger gut unter Kontrolle, entgegnete der AVAG-Vertreter. Straubhaar betonte zudem, dass die Garantiewerte der Thuner Anlage etwa fünfmal unter dem Grenzwert liegen würden. «Wir gehen davon aus, dass die Betriebswerte nochmals tiefer sein werden, aber das müssen wir noch beweisen», so Straubhaar. Angesprochen wurden auch Belästigungen durch Lärm und Gestank. Auch da gebe es Grenzwerte und Vorschriften, die eingehalten werden müssen, entgegnete Straubhaar.Damit diese Informationen über die Schadstoffimmissionen schliesslich auch für alle einsehbar sind, reichte Pro Regio gestern ein Manifest für mehr Transparenz ein (vgl. Kasten). Wie in den Überbauungsvorschriften festgehalten, muss zudem eine begleitende Kommission eingesetzt werden. Diese wird laut Straubhaar nächstes Jahr gebildet.

Gemischte Reaktionen
«Ich habe einen guten Eindruck gewonnen, ich glaube, dass sich die Verantwortlichen Mühe geben», meinte Pro-Regio-Mitglied Martin Burger (Thun) nach der Führung. Hans-Ulrich Seiler (Uetendorf-Allmend) hingegen bleibt skeptisch. «Gegenüber heute wird die Schadstoffbelastung sicher steigen. Wie stark wir letztlich betroffen sind, bleibt abzuwarten.» An der Führung ebenfalls anwesend war Margit Rauber, KVA-Gegnerin der ersten Stunde. Sie zeigte sich wenig beeindruckt von der Führung: «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass diese Anlage überflüssig ist.»

Roland Drenkelforth


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05.12.2002