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Thuner Tagblatt, Freitag, 10. Oktober 1997
Thun erhält mit der SBA eine Versuchsanlage

An der SBA-Podiumsdiskussion des Vereins Pro Regio Thun nahmen rund 250 Personen teil - Probleme bei SBA Fürth

Die Schwelbrennanlage (SBA) im deutschen Fürth hat Probleme: Wie an der Podiumsdiskussion des Vereins Pro Regio Thun bekannt wurde, verzögert sich die Inbetriebnahme wegen unerwarteter Pannen. Der deutsche Umweltingenieur Thilo Schäfer hält es für unverantwortlich, bereits jetzt mit dem Bau der SBA Thun zu beginnen. Thun erhält eine Versuchsanlage.

Roland Drenkelforth
Rund 250 Personen drängten sich zur öffentlichen Podiumsdiskussion über die Schwelbrennanlage (SBA) Thun in den "Freienhof"-Saal: Eingeladen hatte der Verein Pro Regio Thun die Umweltfachfrau und ETH-Dozentin Susanna Fassbind und den deutschen Umweltingenieur Thilo Schäfer vom Arena-Umweltinstitut in Tübingen (D). Beide machten sich als Gegner neuer Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) einen Namen: Fassbind "bodigte" nach eigenen Angaben drei geplante KVAs in Zug, Pratteln und Trimmis (GR), und Schäfer sprach von neun Anlagen, die sein Institut mitgeholfen hatte zu verhindern.

Wie sich an mehrfachen Applauskundgebungen bald zeigte, waren nicht nur die Teilnehmer auf den Podium (darunter auch die Pro-Regio-Vertreter Marcus Sartorius, Ursula Haller und Fredi Flügel), sondern auch die Zuhörer klar gegen den Bau einer SBA in Thun. Aufhorchen liessen vor allem die Ausführungen über die "unerwarteten Probleme" bei der SBA in Fürth (D): Flügel zitierte aus einem Artikel der "Fürther Nachrichten" vom 4. Oktober. Darin steht, dass sich die kommerzielle Inbetriebnahme der Anlage, die für März 1998 vorgesehen ist, auf unbestimmte Zeit verschieben wird. So bereite unter anderem die Wertstoffabfuhr in den Kühlschwingrinnen Probleme. Der zuständige Geschäftsführer des Abfall-Zweckverbandes Rangau Thomas Müller-Braun räumte ein, dass das Ausmass der Störungen etwas überraschend sei. "Solche Probleme haben die Konstrukteure nicht erwartet", so Müller-Braun gegenüber den "Fürther Nachrichten".

Schäfer doppelte mit einer Auflistung von weiteren Pannen nach: So würden die Rotorscheren, die den Abfall zerkleinern, nicht funktionieren, die Schweltrommelabdichtung seien durchlässig, in den Schwelgasleitungen sammle sich Staub an, was zu Druckproblemen führen kann, weiter sei es schon zu verschiedenen Brandausbrüchen gekommen, die von der Feuerwehr gelöscht werden konnten. So müssen auch die Brandschutzvorrichtungen für 1,1 Millionen Franken nachgerüstet werden. Die Mehrkosten zur Behebung der übrigen Probleme seien bisher nicht beziffert. "Thun würde mit einer SBA eine Grossversuchsanlage erhalten", meinte Schäfer. So habe man auch keine Erfahrungen mit der SBA Schlacke, vielleicht müsse diese als Sondermüll deponiert werden. "Ich hoffe, dass keine weitere SBA gebaut wird, bevor jene in Fürth nicht ein Jahr lang problemlos gelaufen ist". betonte Schäfer. Auch Gross- und Städträtin Ursula Haller kritisierte, dass nun ohne konkrete Ergebnisse bereits mit dem Bau begonnen werden soll. Pro-Regio-Vorstandsmitglied Hansruedi Mathys folgerte gar, "dass man uns eine unfertige Anlage unterjubeln wollte. Viele fielen darauf hinein, die zuständigen Behörden sollten nun erwachen."

Pro-Regio Rechtsvertreter Marcus Sartorius zeigte sich überzeugt, dass mit all den vorliegenden Einwänden die Chancen, dass die Beschwerden vom Verwaltungsgericht gutgeheissen werden, gut seien. Wann der Entscheid zu erwarten sei, sei hingegen noch völlig offen. Der Verein ist inzwischen finanziell gewappnet: Wie Vorstandsmitglied Adrian Straubhaar erklärte, seien bereits 38000 Franken zusammengekommen. 15 000 Franken habe man als Vorschuss für die Gerichts- und Anwaltskosten bereits ausgegeben.


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10.10.1997