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TT-Stadt Thun, 14. Mai 2003
Bessere Luftqualität in der Region Thun
Nur Dioxin nicht gemessen


Flechten an Bäumen, Mauern oder Steinen werden normalerweise kaum wahrgenommen und häufig eher als störend empfunden. Doch für die Messung der Luftbelastung sind sie Gold wert. "Viele Flechten bedeuten saubere Luft, keine oder wenig Flechten bedeuten dreckige Luft", erläuterte gestern der Wissenschaftler Rolf Herzig von der Firma AGB in Bern. Im Auftrag der Avag untersuchte er in den letzten 18 Monaten die Luft in der Region Thun. Neben Luftmessungen, die an insgesamt 16 Standorten zwischen Heimberg und Spiez gemacht wurden, gab vor allem die Analyse der Flechten Aufschluss über die Luftqualität. An den 16 Messorten wurden Flechten eingesammelt und im Labor nach Schwermetallen untersucht. "Die Flechten ernähren sich lediglich über die Luft und nehmen deshalb alle Schadstoffe auf", erläuterte Herzig. So konnten insgesamt 28 Schadstoffe untersucht und die Luftbelastung der einzelnen Gebiete eingestuft werden.

Das Fazit: In Thun gibt es im Gegensatz zu Bern und Biel keine Gebiete mit einer kritischen Luftbelastung. Vier Prozent der 47 Quadratmeter grossen Fläche, die untersucht wurde, weisen eine starke Belastung auf. Dies umfasst vor allem die Thuner Innenstadt und das Gebiet rund um den Stuckikreisel in Steffisburg. Im Bereich der Schwermetalle liegt die Industrie- und Gewerbezone Uetendorf (Selve-Areal) klar an der Spitze (vgl. Tabelle). "Die grössten Teile zwischen Heimberg und Spiez haben jedoch eine geringe Luftbelastung", so Herzig.

Noch vor 15 Jahren war die Thuner Luft erheblich stärker belastet. Gemäss Christoph Diez, Umweltschutzbeauftragter der Stadt Thun, gab es beim Schwefeldioxid (minus 70 Prozent) den grössten Rückgang, gefolgt vom Stickstoffoxid (-30 Prozent) und dem Kohlenmonoxid (-27 Prozent). Eine Zunahme um 20 Prozent gibt es allerdings beim Ozon, zudem sind auch die Grenzwerte für den Feinstaub PM10 an einzelnen Punkten der Stadt überschritten.

"Besonders kritisch ist es an einzelnen Verkehrsknoten, etwa beim Bahnhof", meinte Diez. Die Ergebnisse der Studie sollen nun auch in die städtische und regionale Verkehrsplanung einfliessen.

Primärer Zweck der Studie ist jedoch, die künftige Belastung durch die KVA Thun beurteilen zu können. "Wir haben nun die Ist-Situation aufgenommen und werden die künftige Entwicklung aufzeigen können", erläuterte Avag-Vizedirektor Heiner Straubhaar. Ab Mitte 2004 werden auf der Kleinen Allmend jährlich 100 000 Tonnen Kehricht verbrannt. Die Avag hat im Rahmen der Baubewilligung Garantiewerte für die Schadstoffbelastung angeben müssen. "Wir wollen diese bereits tiefen Werte noch unterschreiten", erläuterte Straubhaar.

Dioxin nicht gemessen
Die Luftmessungen werden weitergeführt. Die Avag will die Bevölkerung regelmässig über die Ergebnisse informieren. "In welchem Rahmen und welchen Intervallen dies sein wird, ist noch offen", meinte Straubhaar. Die Studie kostete rund 260 000 Franken, wovon die Avag 140 000 Franken und die Stadt Thun 30 000 Franken übernahmen. Den Rest teilten sich der Kanton und die Gemeinden Spiez, Steffisburg, Uetendorf und Heimberg. Noch nicht untersucht wurde bisher die Dioxinbelastung. "Dazu reichte das Geld nicht, da die Bestimmung von Dioxin sehr aufwändig ist", erläuterte Herzig auf Anfrage dieser Zeitung. Die nötigen Flechtenproben für eine nachträgliche Bestimmung seien jedoch vorhanden.

Dioxin, das so genannte Seveso-Gift, sei angesichts der technischen Fortschritte bei Verbrennungsanlagen "kein grosses Problem mehr". Dioxine würden heute häufig durch illegale Verbrennungen von Abfällen verursacht, betonte Herzig.

Roland Drenkelforth


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03.06.2003