SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Thuner Tagblatt, 20. Oktober 2001
Luftanalyse in der Region Thun
Flechten geben Auskunft über die Luft


In der Region Thun wird eine umfassende Analyse der Luftbelastung erstellt. Im Auftrag der Avag, des Kiga und verschiedener Gemeinde untersuchen Biologen anhand von Flechten die Luftqualität.

Die Untersuchungen werden von der Arbeitsgemeinschaft für Bioindikation AGB aus Bern durchgeführt. Mit ihrem biologischen Messsystem können einerseits die Luftgesamtbelastung und andererseits eine Vielzahl von Luftschadstoffen einzel erfasst werden. Für die Ermittlung der Luftgesamtbelastung wird das Flechtenwachstum an rund 270 streng ausgewählten Laubbäumen auf einer Fläche von 42 Quadratkilometern im Raum Thun-Spiez-Steffisburg-Heimberg-Uetendorf untersucht.

Die Feldarbeiten werden von den Biologen Rolf Herzig und Christof Bieri ausgeführt. Sie befestigen am Baum ein so genanntes "Frequenzgitter", das die Messfläche in zehn Einheiten unterteilt. Danach zählen die Biologen Anzahl und Häufigkeit von über fünfzig möglichen Flechtenarten und beurteilen so den Luftgütewert an jedem Messstandort.

Dabei gilt die folgende Gesetzmässigkeit: Je sauberer die Luft, desto mehr Flechtenarten wachsen. Gebiete ohne Flechtenwuchs, so genannte "Flechtenwüsten", sind daher ein sicherer Ausdruck einer sehr hohen Belastung mit Luftschadstoffen. Die Ergebnisse werden mittels einer standardisierten Luftgütekarte der Region dargestellt, welche die Luftgesamtbelastung in fünf verschiedenfarbigen Luftgütezonen veranschaulicht und die direkt vergleichbar ist mit bereits bestehenden Karten anderer Städte, so zum Beispiel mit jenen von Bern und Biel.

Die Erhebung der kommenden Monate findet an Laubbäumen auf öffentlichem und privatem Grund statt und dauert jeweils rund eine Stunde. Die Bäume werden dabei in keiner Weise geschädigt.

Für die Messung der einzelnen Luftschadstoffe werden Flechtenproben einer bestimmten Art von verschiedenen Standorten in unterschiedlich belasteten Gebieten chemisch analysiert. Untersucht werden eine Vielzahl von Schwermetallen sowie Schwefel- und Stickstoffverbindungen. Mittels dieser Analysen können verschiedene Belastungsquellen wie zum Beispiel Verkehr, Industrie oder Feuerungen ermittelt und die Bedeutung der einzelnen Verursacher dargestellt werden. Für spätere organische Analysen von PAKs, PCBs sowie Dioxinen und Furanen werden zusätzliche Proben an denselben Standorten genommen.

Die Wiederholung der beiden Untersuchungen in einigen Jahren ermöglicht eine um- fassende Erfolgskontrolle über die Wirksamkeit der getroffenen Luftreinhaltemassnahmen, wie sie im kantonalen Massnahmenplan vorgesehen sind. Auch lässt sich mit dieser Kontrollunter- suchung der Einfluss der neuen KVA im Vergleich mit ande- ren Emissionsquellen sehr präzise abschätzen und weiter überwachen.

Die Kosten der Untersuchungen belaufen sich auf rund 230 000 Franken, die sich die Avag, das Kiga und die Gemeinden Thun, Steffisburg, Spiez, Heimberg und Uetendorf teilen. Aus diesen Gremien setzt sich auch eine Projektgruppe zusammen, welche das Projekt begleitet. Die Ergebnisse werden Mitte 2003 vorliegen und auch in Form einer Broschüre aufbereitet und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

pd


TALK TO US
04.12.2001