SBA-THUN
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Gescheiterte Schwelbrennanlage SBA Thun: die Chronologie

Ausgangslage:
Als Folge des vom Bundesrat beschlossenen Deponieverbotes für Siedlungsabfälle plant die AVAG den Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage auf der kleinen Allmend, mitten im Siedlungsgebiet der Stadt Thun.

Bauherrschaft AVAG:
AG für Abfallverwertung, c/o Andreas W. Maurer, Aarestrasse 14, CH-3600 Thun. Gemischtwirtschaftliches Unternehmen: private Firmen und 150 Aktionärsgemeinde, Aktienmehrheit / Stimmenmehrheit in privater Hand.

Projekt:
als Schwelbrennanlage (SBA) absolut neue unerprobte Technologie, Firma Siemens-KWU, Kapazität von 150'000 Tonnen pro Jahr, Erstellungskosten 300 Mio sFr., bisher keine funktionierende Anlage, lediglich Pilot-Testanlage in D-Fürth. Weil der Baugrund ehemaliges Militärgelände ist, hat die Thuner Bevölkerung kein Mitbestimmungsrecht. Ueber all die Planungsjahre wird der übergangenen Bevölkerung von der Bauherrscharft und den Behörden mit ihren Expertokraten Betriebssicherheit, fehlende Gefährdung für Mensch und Umwelt und Rentabilität vorgegaukelt, dies "dank der neuen SBA-Technologie". Die Stadt Thun wird somit zum Grossversuchsgelände verurteilt. Als Promotoren wirken: Bauherrschaft AVAG, Regierungsrätin Dori Schär mit ihrem Chef-Abfallplaner Martin K. Meyer (federführende graue Eminenz der Berner Regierung im Hintergrund, vgl. Berner Zeitung 22.7.98), der Thuner Gemeinderat als Exekutive (Herr Hans-Ulrich von Allmen amtet gleichzeitig als Thuner Stadtpräsident und als Verwaltungsratspräsident der Bauherrschaft AVAG)

Opposition:
diese wächst zunehmend in der Bevölkerung, der Verein "Pro Regio Thun" (PRT) wird gegründet. PRT unterstützt die Beschwerdeführenden gegen die SBA bis vor Bundesgericht: 3 Quartierleiste, die politische Partei SVP, IG Velo Thun, 32 Privateinsprecher. 1997 werden im Raume Thun über 6'000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und als Petition eingereicht. Im Oktober 97 wenden sich rund 800 Unterzeichnende in einem Sammelbrief gegen die SBA an Bundesrätin Dreifuss. Auch das Thuner Tagblatt kann mit seinen fundierten kritischen Beiträgen weder die Bauherrschaft noch die Behörden zur Vernunft bringen. Der Schweizer "Beobachter" kritisiert die geplante Anlage scharf (Nr. 21/97). Sogar Karl Schweri als Chef der Lebensmittelkette Denner bezeichnet die Anlage als "unglaublichen Schildbürgerstreich". Am 17.10.97 nehmen über 4oo Demonstrierende an der Kundgebung gegen die geplante Anlage vor dem Baugelände teil, als prominente Exponentin u.a. auch die jetzige Gemeinderätin und Nationalrätin Frau Ursula Haller. Ueber den Köpfen der Demonstranten dröhnt einer Superpuma der Schweizer Armee mit Grenadieren an Bord, zum Eingreiffen bereit, wenn die Demonstranten die Umzäunung des Baugeländes durchbrechen sollten. Im Jahresbericht 1998 stellt der Schweizerische Preisüberwacher den Bedarf einer zusätzlichen KVA in Thun angesichts der bestehenden Verbrennungsüberkapazitäten in der Schweiz grundsätzlich in Frage. Auch der Bayrischer Bund für Naturschutz bezeichnet die SBA-Technologie als"Umweltfiasko". Als weitere Opponenten äussern sich: Greenpace, Aerzte für Umweltschutz, WWF, Verein für Volksgesundheit, Aerztekollegium der Stadt Thun ("medizinisch und ethisch ist es nicht vertretbar, mit der Thuner Bevölkerung einen Grossversuch durchzuführen") , IG Velo Thun

Argumente der Gegnerschaft:
Ueberkapazitäten bei bestehenden KVAs, ungeeigneter Standort mitten im Siedlungsgebiet, unausgereiftes Gesamtmüllkonzept mit nicht ausgeschöpfter Wertstoffaussortierung, Gefahr der weiteren Verschlechterung der Luftqualität im Raume Thun, neue unerprobte (möglicherweise gefährliche) Technologie, negative Auswirkungen für Tourismusregion Thun , mit der Rieseninvestition von 300 Mio sFr.Schaffung nur einiger weniger neuer Arbeitsplätze.

Ende mit Explosion:
Nach Betriebspannen in Serie ereignet sich in der Pilotanlage D-Fürth am 12.8.98 die finale Explosion mit 59 Verletzten. Siemens will ihren guten Ruf, z.Bsp. in der Medizinaltechnologie, nicht gefährden, und gibt die SBA-Technologie auf. Die Anlage in Fürth wird ersatzlos abgebrochen, der Fürther-Müll wird an nicht ausgelastete Anlagen in der Umgebung abgegeben. Auch in D-Aussernzell stirbt das SBA -Projekt , die geplante KVA wird ersatzlos gestrichen mit für 25 Jahre garantiertem Abnahmevertrag für die KVA München.
Im Juli 1998 sistiert die AVAG das SBA-Projekt in Thun, im September 1998 obsiegen die Beschwerdeführer vor Bundesgericht.

Fazit:
Es bleiben gem. AVAG-Direktor René Clausen Planungskosten von 28 Mio sFr. (TT 24.6.98), davon sind 4 Mio für Planung einer Folgeanlage anrechenbar. Wer schliesslich diese in den Sand gesetzten Kosten zahlen musste, hat die Oeffentlichkeit nie erfahren. Gem. Herrn Clausen hat Siemens absolute Verschwiegenheit ausbedungen.


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21.10.2002